Eröffnungstext zu „Brundibár“

März 15, 2012

am premierenvormittag entstand dieser eröffnungstext. daher ziemlich oberflächlich und grässlich geraten. ich bitte daher vorab um entschuldigung.

jedes wort zuviel
jedes zuwenig
zugleich
selten greifen worte so ins leere
ein unort
eine unstadt
theresienstadt

ingeborg bachmanns berühmtes zitat: Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar.
aber was ist die wahrheit, wenn sie unsere vorstellungen übersteigt? was ist sie wert?
aber die wahrheit muss uns übersteigen. sie muss anwesend sein und anwesend bleiben. sie muss uns wesentlich sein. das muss uns wahrheit sein. wahrheit dieses ausmaßes.
auch wenn verstehen unmöglich scheint.  auch wenn es keine antworten gibt. es ist allein schon undenkbar, die fakten zu dokumentieren. wie undenkbar ist es dann, sie zu beschreiben? und wer darf das tun? wer darf die fakten zu geschichte formen? zu geschichten.

und wer sieht sich heute, gerade auch heute im stande dazu?

die wahrheit ist da
und worte greifen ins leere
theresienstadt lässt sprechen
aus dem innern des ghettos

unorte lassen sprechen
aus dem innern der zeit
es bleiben worte zu hören aus dem innern der zeit:
da wird das gedicht sein des kleinen teddy. 1943 entstand es. in theresienstadt.
da wird die kleine ela sein, die nicht aufhören konnte, sich mit den großen fragen zu beschäftigen. ein tagebucheintrag aus dem jahre 1943. theresienstadt.
selma meerbaum-eisinger wird sein. die junge lyrikerin aus czernowitz/rumänien. sie starb 18-jährig im arbeitslager michailowka. ein lager gelegen in der heutigen ukraine.
da wird der gassn singer sein. Text und Musik von Pejssachka Burstein.

die ahnung einer spitze des gigantisch-grausigen eisberges wird nun sein.
aber auch die ahnung einer unmöglichen hoffnung: „brundibár“. –

einer hoffnung, die bleibt. einer hoffnung, die möglich bleibt.
das waren zurückgehaltene worte:

zuwenig

zuviel

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